Baufertigstellungsversicherung – 6 wichtige Punkte für Bauherren
Ein Hausbau ist eine der größten Investitionen im Leben. Daher ist die sorgfältige Auswahl der Baufirma eine wichtige Entscheidung. Auf die wirtschaftliche Entwicklung des beauftragten Unternehmens haben die Auftraggeber allerdings keinen Einfluss. Eine Baufertigstellungsversicherung dient als Bürgschaft, falls das Bauunternehmen in Konkurs geht. In der Regel übernimmt die Baufirma den Abschluss der Versicherung. Die Kosten rechnet das Unternehmen in den Kaufpreis ein.
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- Wozu dient eine Baufertigstellungsversicherung?
- Welche Arten der Baufertigstellungsversicherung gibt es?
- Was kostet eine Baufertigstellungsversicherung?
- Worauf sollte man beim Abschluss einer Baufertigstellungsversicherung achten?
- Wann lohnt sich eine Baufertigstellungsversicherung?
- Wann benötigt man keine Baufertigstellungsversicherung?
1. Wozu dient eine Baufertigstellungsversicherung?
Bauherren erwarten von einem Bauunternehmen die Fertigstellung des Neubaus innerhalb der vertraglich vereinbarten Planungszeit. Jeder Stillstand auf der Baustelle kostet zusätzlich Geld. Denn die Zinsen für das zeitweise ungenutzte Baudarlehen fallen weiterhin an. Bei Insolvenz oder einer Pfändung des Bauunternehmens kommt der Hausbau zum Erliegen. In diesem Fall springt die Baufertigstellungsversicherung ein. Sie deckt in der Regel 20 Prozent der gesamten Bausumme ab. Dies mag sich zunächst wenig anhören, jedoch wird das Bauunternehmen nach Baufortschritt gezahlt und 20 Prozent der Gesamtsumme decken in der Regel den entstehenden Schaden.
Versichert ist zwar das Bauunternehmen, im Insolvenzfall macht der Bauherr jedoch seinen direkten Anspruch auf die Baufertigstellungsversicherung geltend. Sie gleicht den finanziellen Mehraufwand des Bauherren aus. Dazu gehören auch gegebenenfalls höhere Kosten, die ein neuer Vertragspartner für die Fertigstellung des Hauses verlangt. Denn die Fertigstellung einer begonnenen Baustelle ist meistens teurer: Eine andere Baufirma muss die Arbeit unter Zeitdruck und ohne Ausschreibung zu Ende führen.
2. Welche Arten der Baufertigstellungsversicherung gibt es?
Versicherungsgesellschaften bieten drei Varianten zur Baufertigstellungsversicherung an:
Ausführungsbürgschaft | Gewährleistungsbürgschaft | Vertragserfüllungsbürgschaft |
Absicherung gegen Konkurs und Zahlungsunfähigkeit des Bauunternehmens während der Bauzeit | Absicherung gegen Baumängel nach Fertigstellung des Objekts in einer gesetzlichen Gewährleistungsfrist von 5 Jahren | Kombination der Ausführungsbürgschaft und Gewährleistungsbürgschaft |
Die enthaltenen Leistungen einer Baufertigstellungsversicherung hängen vom vertraglich vereinbarten Umfang ab. Die einfache Fertigstellungsversicherung mit einer Ausführungsbürgschaft deckt die Kosten für den Abschluss der Bauarbeiten ab, wenn eine Baufirma in der Bauphase Insolvenz anmelden muss. Die Deckungssumme von zumeist 20 Prozent der Bruttobaukosten liegt höher als bei einer Bankbürgschaft.
Einen Anspruchsausgleich bei Mängeln nach der Fertigstellung des Hauses haben Bauherren lediglich mit einer Gewährleistungsbürgschaft. Diese tritt ein, wenn die Baufirma nach der Fertigstellung der Immobilie keine finanziellen Mittel zur Beseitigung von Baumängeln zur Verfügung hat. Die gesetzliche Gewährleistungsfrist von 5 Jahren beginnt am Tag der Abnahme durch den Bauherren.
Die Vertragserfüllungsbürgschaft vereint die finanzielle Absicherung während der Bauphase und nach Abschluss der Bauarbeiten. Die Höchstsumme liegt für gewöhnlich bei 10 Prozent der gesamten Baukosten.
immoverkauf24 Tipp:
In der Regel ist die Darlehensvergabe durch die Bank daran geknüpft, dass das Bauunternehmen eine Baufertigstellungsversicherung abgeschlossen hat.
3. Was kostet eine Baufertigstellungsversicherung?
Die Kosten für eine Baufertigstellungsversicherung liegen bei rund drei Prozent der gesamten Bausumme. Bei einem Bauvorhaben in Höhe von 200.000 Euro fallen beispielsweise 6000 Euro an. Die Versicherung enthält einen Einmalbetrag für den Versicherungsschutz, die Kosten für die bautechnische Prüfung des Bauvorhabens und die Baubegleitung durch Sachverständige.
Das Bauunternehmen als Versicherungsnehmer überträgt die Kosten im Regelfall auf den Bauherren. Der Versicherungsbeitrag ist im vereinbarten Preis für die Fertigstellung der Immobilie enthalten. Die Summe ist in der Gesamtrechnung der Baukosten aufgeführt.
4. Worauf sollte man beim Abschluss einer Baufertigstellungsversicherung achten?
Eine Baufertigstellungsversicherung schließt üblicherweise die beauftragte Baufirma ab. Bauherren haben daher wenig Einfluss auf die vereinbarten Bedingungen in der jeweiligen Police. Eine genaue Prüfung der Details ist dennoch empfehlenswert.
In den Verträgen kann es zum Beispiel Ausschlussklauseln für bestimmte Versicherungsleistungen geben. Diese beziehen sich häufig auf Mängel an den Baustoffen oder einen Defekt von besonderen Steuerungsanlagen. In Zweifelsfällen sollten Bauherren mit dem Bauunternehmer mögliche Änderungen oder Ergänzungen besprechen. Die Optionen richten sich nach den jeweiligen Einzelheiten des Bauvorhabens, den gewünschten Versicherungsleistungen und dem verfügbaren Angebot zur Baufertigstellungsversicherung.
Grundsätzlich ist bereits das Vorhandensein einer Baufertigstellungsversicherung ein Auswahlkriterium vor der Auftragsvergabe für ein Bauprojekt. Denn die Police sagt etwas über die Seriosität eines Bauunternehmens aus. Versicherungsgesellschaften bieten entsprechende Verträge erst nach eingehender Prüfung an. Zu diesem Zweck nehmen sie die wirtschaftliche Leistungskraft der Baufirma unter die Lupe.
Bei Anzeichen einer baldigen Zahlungsunfähigkeit kann das Unternehmen keine Baufertigstellungsversicherung abschließen. Daher spricht die Vorlage der Police für eine solide Finanz- und Unternehmenslage. Eine Insolvenz während der Bauphase ist damit nicht vollständig ausgeschlossen. Das Dokument steigert aber die Vertrauenswürdigkeit der geprüften Unternehmen. Erfüllt eine Baufirma die vertraglichen Bedingungen für eine Baufertigstellungsversicherung nicht, sollten Bauherren die Referenzen des Baupartners gründlich überprüfen.
5. Wann lohnt sich eine Baufertigstellungsversicherung?
Unabhängig von der Größe des Bauvorhabens besteht stets das Risiko einer Insolvenz des Bauunternehmers. Ein stillgelegtes Bauvorhaben verursacht hohe Kosten. Die Ausgaben für eine Baufertigstellungsversicherung wiegen dieses finanzielle Risiko auf. Diese Absicherung lohnt sich vor allem für aus einer Hand gebaute Projekte. Bestückt ein Bauunternehmen alle Gewerke auf der Baustelle, deckt die Versicherung bei einem Konkurs die Mehrkosten durch Verzögerungen ab. Sind mehrere Firmen beteiligt, erhalten andere Bauunternehmer keine Entschädigung für Ausfallzeiten.
Generell eignet sich eine Vertragserfüllungsbürgschaft am besten. Für die Erstattung der zusätzlichen Aufwendungen zur Fortsetzung der Bauarbeiten müssen Bauherren entsprechende Nachweise vorlegen. Das gilt ebenfalls für Gewährleistungsansprüche zur Beseitigung von Baumängeln.
Bauherren können die Baufertigstellungsversicherung auch selbst abschließen. Bei Vertragsabschluss mit einem Baupartner lassen sich die Beiträge sogar auf das ausführende Unternehmen umlegen. Allerdings weisen finanziell stabile Baufirmen eine eigene Versicherungspolice vor und stellen auf diese Weise ihre Zuverlässigkeit unter Beweis.
6. Wann benötigt man keine Baufertigstellungsversicherung?
Eine Baufertigstellungsversicherung ist nicht notwendig, wenn die Baufirma relevante Sicherheitsleistungen vorweisen kann. Dazu gehört beispielsweise die Gewährleistungsbürgschaft einer Bank. In diesem Fall zahlt die Bank dem Bauherren bei Nichterfüllung des Vertrages das Geld zurück. Lehnt die Bank eine solche Bürgschaft ab, ist das zumindest ein Indiz für die mangelnde Bonität des Bauunternehmens. In diesem Fall ist eine Überprüfung der Baufirma sinnvoll. Erfahrungen und Referenzen sind beispielsweise in Bautagebüchern im Internet hinterlegt.