Nullenergiehaus bauen – 7 wichtige Punkte für Bauherren
Häuser, die übers Jahr gesehen ohne Energiezufuhr von außen auskommen, die null Energie benötigen – gibt es die wirklich? Ja, so kann heutzutage dank ausgefeilter Haustechnik und guter Dämmmaterialien gebaut werden. Häuser, die diesen hohen Standard erfüllen, gehören zur Kategorie der Energiesparhäuser und werden auch als Nullenergiehäuser bezeichnet. Sie zeichnen sich zum einen dadurch aus, dass sie extrem gut gedämmt sind und der Wärmeverlust über Außenwände und Fenster äußerst gering ist. Zum anderen verfügen sie auch über eine Anlage zur Erzeugung von Energie – beispielsweise in Form einer Photovoltaikanlage auf dem Dach. immoverkauf24 nennt sieben wichtige Punkte, die Bauherren kennen sollten, wenn sie sich für ein Nullenergiehaus interessieren.
Inhalt dieser Seite:
- Was ist ein Nullenergiehaus?
- Welche Bauteile eines Nullenergiehauses sind ausschlaggebend?
- Welche Vor- und Nachteile hat ein Nullenergiehaus?
- Was kostet ein Nullenergiehaus?
- Wer bietet Nullenergiehäuser an?
- Gibt es das Nullenergiehaus als Fertighaus?
- Nullenergiehaus finanzieren und Fördermittel nutzen
1. Was ist ein Nullenergiehaus?
Wer ein Haus baut, kalkuliert üblicherweise auch ein, dass für das Beheizen und die Warmwasserbereitung Kosten für externe Energieträger anfallen – beispielsweise für Gas oder Holzpellets, um die Heizungsanlage zu betreiben. Anders beim Nullenergiehaus: Es ist so konzipiert, dass es weitestgehend ohne Energiezufuhr von außen auskommt, also energieneutral ist. Dabei gilt, dass der Energieverbrauch übers Jahr gesehen durch selbst erzeugte Energie gedeckt wird. Dies ist nicht mit einem energieautarken Haus zu verwechseln, das nicht nur übers Jahr gerechnet, sondern generell ohne Energiezufuhr auskommt.
Erreicht wird der Standard des Nullenergiehauses auf zwei Wegen: So zeichnen sich die Nullenergiehäuser zum einen dadurch aus, dass der Wärmeverlust über Fenster, Außentüren, Wandflächen und das Dach äußerst gering ist. Das lässt sich durch die Kombination einer Bauform mit möglichst geringer Außenfläche und hoher Dämmwirkung erreichen. Wichtig beim Bau eines Nullenergiehauses sind die Aspekte Luftdichtheit und das Vermeiden von Wärmebrücken.
Zum anderen sind Nullenergiehäuser mit einer Anlage zur Energieerzeugung ausgestattet, so dass der Energiebedarf nahezu ausschließlich selbst erzeugt werden kann. Damit das Beheizen auch in extrem ungünstigen Wetterphasen möglich ist, verfügen auch Nullenergiehäuser üblicherweise über die Möglichkeit, Energie aus dem öffentlichen Netz zu nutzen.
Hinsichtlich der Energieeffizienz lassen sich Nullenergiehäuser innerhalb der Kategorie der Energiesparhäuser beziehungsweise Niedrigenergiehäuser zwischen Passivhäusern und Plusenergiehäusern einordnen. Sie erfüllen strengere Anforderungen als Passivhäuser, sind jedoch nicht so ausgefeilt wie Plusenergiehäuser konstruiert, die sogar mehr Energie erzeugen als von den Bewohnern benötigt wird. Ein deutlicher Unterschied zum Passivhaus besteht zudem darin, dass letzteres – wie es der Name andeutet – nur passiv Energie nutzt, die aus der Sonneneinstrahlung entsteht und die von den Bewohnern in Form von Körperwärme abgegeben wird. Eine aktive Energiegewinnung, beispielsweise über eine Solaranlage auf dem Dach, ist bei Passivhäusern nicht vorgesehen.
immoverkauf24 Tipp
Es ist mitunter auch möglich, ein Haus aus dem Bestand zu einem Nullenergiehaus aufzurüsten. Inwieweit dies umsetzbar ist, hängt aber unter anderem auch von der Bauweise und den Gegebenheiten auf dem Grundstück ab – etwa der Verschattung durch Nachbarbebauung oder Bäume.
2. Welche Bauteile eines Nullenergiehauses sind ausschlaggebend?
Ein Nullenergiehaus kann nur dann weitestgehend autark beheizt werden, wenn der Wärmeverlust minimiert wird. Besonders wichtig ist dabei nicht nur die Bauform mit möglichst geringen Außenwandflächen, sondern es kommt auch auf die Ausstattung beziehungsweise die Qualität diverser Bauteile an. Die relevanten Bauteile von Nullenergiehäusern im Überblick:
Fenster mit Dreifachverglasung
Bei Nullenergiehäusern werden Fenster mit Dreifachverglasung eingesetzt, um den Wärmeverlust über die Fensterflächen so gering wie möglich zu halten.
Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
In vielen Nullenergiehäusern ist eine Lüftungs- und Heizungsanlage mit Wärmerückgewinnung installiert. Sie ermöglicht es, ohne das Öffnen der Fenster im Haus für Frischluft zu sorgen. Dadurch kommt es nicht zum Wärmeverlust durchs Lüften, der Luftaustausch erfolgt über die Anlage.
Dach
Kennzeichnend für ein Nullenergiehaus ist ein Dach, das in puncto Form und Dämmung optimal gestaltet wurde. So lässt sich über eine zur Ausrichtung des Grundstücks passende Dachform und -neigung erreichen, damit eine darauf installierte Photovoltaikanlage maximale Leistung erbringen kann. Als optimal gilt dabei eine Dachneigung von 30 bis 45 Grad. Durch den Einsatz hoch dämmender Materialien lässt sich zudem der Wärmeverlust über die Außenhülle minimieren.
Außenwände
Über die Bauform eines Hauses lässt sich auch der Wärmeverlust über die Außenwände reduzieren, wobei auch die Bodenplatte beziehungsweise der Keller mit einer entsprechende Dämmung ausgestattet werden müssen. Daher zeichnen sich Nullenergiehäuser durch eine Bauform aus, bei der die Außenwandfläche so gering wie möglich gehalten wird, so dass sich ein günstiges Verhältnis der Oberfläche zum umbauten Volumen ergibt. Erreicht wird dies beispielsweise durch den Verzicht auf Erker und den Einsatz großflächiger dreifachverglaster Fenster auf der Südseite des Hauses. Auf der Nordseite werden hingegen üblicherweise kleine Fenster verbaut.
Anlage zur Energieerzeugung
Ein Nullenergiehaus verfügt über eine hauseigene Anlage zur Energiegewinnung – etwa über ein Blockheizkraftwerk oder eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Sie trägt im größten Umfang dazu bei, dass ein Nullenergiehaus übers Jahr gesehen ohne Energie von außen beheizt werden kann.
Achtung!
Ein Nullenergiehaus kann am besten auf Grundstücken errichtet werden, die eine optimale Ausrichtung des Grundrisses nach Süden ermöglichen und auf die möglichst wenig Schatten fällt. Dies sollte bei der Auswahl des Grundstücks von vornherein beachtet werden. Auch muss der Bebauungsplan so gefasst sein, dass ein Abweichen von klassischen Bauformen erlaubt ist. Und schließlich sollten Bauherren später möglichst energiesparende Geräte im Haus verwenden, damit das Konzept, energieautark zu sein, dauerhaft aufgeht.
3. Welche Vor- und Nachteile hat ein Nullenergiehaus?
Wer ein Nullenergiehaus bauen will, sollte zunächst die Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen, bevor die endgültige Entscheidung fällt. Die Pluspunkte und Negativaspekte im Überblick:
Vorteile | Nachteile |
Unabhängigkeit von der Entwicklung der Energiepreise | Höherer Aufwand bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück |
Klimaschonend | Höhere Baukosten |
Pollenallergiker profitieren von der Lüftungsanlage, die eine Filterung der Luft ermöglicht | Eingeschränkte Gestaltungsmöglichkeiten, da die Außenwandflächen möglichst kompakt sein sollten. |
Das Nullenergiehaus erfüllt sehr hohe energetische Standards und dürfte daher für die kommenden Jahre die Anforderungen der Energieeinsparverordnung mehr als erfüllen, währen Häuser mit geringerem energetischen Standard schnell technisch „überholt“ sind. Dies könnte sich als vorteilhaft bei einem späteren Verkauf erweisen. |
immoverkauf24 Tipp:
Auch wenn ein Nullenergiehaus höhere Baukosten verursacht, kann es sich unterm Strich lohnen, ein solches Haus zu errichten. Bauherren, die sich für einen besonders energiesparende Bauweise entscheiden, können verschiedene Fördermittel nutzen, was die Mehrkosten zumindest teilweise wieder ausgleichen kann (siehe Punkt 8).
4. Was kostet ein Nullenergiehaus?
Ein Nullenergiehaus kostet üblicherweise mehr als ein vergleichbares Haus in Standardbauweise. Dies liegt unter anderem daran, dass nicht nur eine Anlage zur Energieerzeugung – etwa eine Photovoltaikanlage oder ein Blockheizkraftwerk – Mehrkosten verursacht, sondern auch höhere Kosten für das leistungsstärkere Dämmmaterial anfallen. Auch die Lüftungsanlage muss installiert werden, was ebenfalls zu höheren Kosten beiträgt. Hinzu kommen höhere laufende Wartungskosten für die Anlagen, die bei einem Niedrigenergiehaus mit geringeren energetischen Standard nicht anfallen (Lüftungsanlage, Solaranlage).
Allerdings profitieren Bauherren mit einem Nullenergiehaus langfristig davon, dass bestenfalls geringe Energiekosten anfallen und somit die monatliche Belastung mit Nebenkosten deutlich niedriger ausfällt.
5. Wer bietet Nullenergiehäuser an?
Immer mehr Bauherren achten bei der Auswahl ihres Traumhauses darauf, dass die Energiebilanz stimmt. Daher haben sich sowohl Hersteller von Fertighäusern als auch Anbieter von Häusern in Massivbauweise auf die Nachfrage nach besonders energiesparenden Haustypen eingestellt und bieten auch Nullenergiehäuser an.
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Da bei Nullenergiehäusern hohe Anforderungen an die Luftdichtheit gestellt werden, ist es von Vorteil, sich für einen Anbieter zu entscheiden, der ausreichend Erfahrung mit dem Hausbau von Passiv-, Nullenergie- oder auch Plusenergiehäusern hat. Der Grund: Bei diesen Haustypen sind die Voraussetzungen für das Erfüllen des energetischen Standards besonders anspruchsvoll.
6. Gibt es das Nullenergiehaus als Fertighaus?
Fertighausanbieter haben mittlerweile auch Energiesparhäuser mit den unterschiedlichsten energetischen Standards im Programm. Dazu gehören bei vielen Herstellern auch Nullenergiehäuser. Die Auswahl ist groß, es werden die verschiedensten Bauformen angeboten.
immoverkauf24 Tipp:
Welche Bauform sich am besten für das ausgesuchte Grundstück eignet, sollte mit einem Experten des Fertighausunternehmens oder einem Energieberater geklärt werden.
7. Nullenergiehaus finanzieren und Fördermittel nutzen
Die Baukosten sind bei einem Nullenergiehaus höher als bei einem konventionellen Energiesparhaus, das beispielsweise den KfW-Effizienzhaus-Standard 70 entspricht. Damit ist auch der Finanzierungsbedarf höher als bei einer weniger energieeffizienten Bauweise.
Allerdings gibt es verschiedene Fördermöglichkeiten, mit denen Bauherren die Mehrkosten zumindest teilweise auffangen können beziehungsweise einfacher ein zinsgünstiges Darlehen erhalten:
Zinsgünstiges Darlehen (KfW-Programm 153 - Energieeffizient Bauen)/Tilgungszuschuss
Wer ein Haus mit anspruchsvollem energetischen Standard bauen will, kann nicht nur das Wohneigentumsprogramm 124 der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) nutzen, sondern profitiert auch vom Programm 153 – Energieeffizient Bauen. Wird der KfW-Effizienzhaus-Standard 40 Plus erreicht, erhalten Bauherren einen Tilgungszuschuss in Höhe von 15 Prozent der Darlehenssumme. Dieser beträgt maximal 15.000 Euro.
KfW-Programm 433 - Investitionszuschuss für den Einbau einer Brennstoffzelle
Pro Brennstoffzelle erhalten Bauherren von Nullenergiehäusern von der KfW einen Zuschuss von bis zu 28.200 Euro.
KfW-Kredit 270 – Erneuerbare Energien – Standard
Erfolgt eine mindestens teilweise Einspeisung ins öffentliche Netz, können private Bauherren dieses Programm in Anspruch nehmen und die Errichtung einer Anlage zur Erzeugung erneuerbarer Energien (zum Beispiel eine Photovoltaikanlage) zinsgünstig finanzieren. Die KfW übernimmt bis zu 100 Prozent der Investitionskosten.
Investitionszuschuss für die Baubegleitung (KfW-Programm 431)
Maximal die Hälfte der Kosten für die Baubegleitung durch einen Experten für Energieeffizienz wird von der KfW übernommen. Der Förderhöchstbetrag liegt bei 4.000 Euro.
Fördermittel des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) für Anlagen zum Heizen mit Erneuerbaren Energien
Das BAFA unterstützt die Errichtung von Anlagen zum Heizen mit Biomasse, Solarthermie sowie den Einbau von Wärmepumpen mit Zuschüssen.
Je nach Wohnort: Regionale Förderprogramme
Bauherren von Nullenergiehäusern können in vielen Regionen weitere Förderprogramme nutzen. In Hamburg etwa erhalten sie beispielsweise über das Programm „Erneuerbare Wärme, Modul Solarthermie und Heizungsmodernisierung (Zuschuss)“ einen Zuschuss in Höhe von 150 Euro je Quadratmeter Bruttokollektorfläche bei Anlagen mit kombinierter Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung. Ohne Warmwasserbereitung beläuft sich der Zuschuss pro Quadratmeter auf 75 Euro.
immoverkauf24 Tipp:
Informieren Sie sich beispielsweise anhand der Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie über regionale Förderprogramm, die zu Ihren Vorhaben passen könnten.