Passivhaus bauen – 8 wichtige Fragen und Antworten für angehende Bauherren
Viele Bauherren ziehen in Erwägung, ein Passivhaus zu bauen und somit einen energetischen Standard zu erreichen, den ein Haus aus dem Bestand auch mit aufwendigen Sanierungsmaßnahmen kaum erzielen kann. Neubauten lassen sich für die Passivbauweise so konzipieren, dass sie praktisch gar keine Energie mehr benötigen oder sogar mehr Energie erzeugen als verbrauchen (Plusenergiehäuser). Doch was zeichnet ein Passivhaus eigentlich aus, was kostet es und worauf müssen Häuslebauer konkret achten? Wir haben die wichtigsten Fragen rund ums Passivhaus zusammengestellt.
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- Was ist ein Passivhaus?
- Welche Besonderheiten hat ein Passivhaus im Vergleich zu einem „normalen“ Haus?
- Was gibt es bei der Planung eines Passivhauses zu beachten?
- Welche Bauunternehmen bauen Passivhäuser?
- Was kostet ein Passivhaus? Lohnt es sich?
- Worauf ist bei einem Kaminofen im Passivhaus zu achten?
- Passivhaus – Vor- und Nachteile im Überblick
- Fördermöglichkeiten und Finanzierung für ein Passivhaus
1. Was ist ein Passivhaus?
Ein Haus, das praktisch ohne Heizung auskommt – kann das funktionieren? Ja, die Passivhaus-Bauweise macht genau dies möglich. Diese ist so ausgelegt, dass der Wärmebedarf zum Beheizen des Hauses nicht von außen bezogen wird. Stattdessen werden die Sonneneinstrahlung auf das Haus und die Körperwärme der Bewohner so effektiv genutzt, dass sie ausreichen, um den Wärmebedarf zu decken. Daraus ergibt sich auch die Bezeichnung „Passivhaus“. Damit dies funktioniert, muss die Gebäudehülle so gestaltet sein, dass sie praktisch luftdicht ist, zudem sorgen eine Wärmedämmung und Wärmeschutzfenster dafür, dass so wenig Wärme wie möglich nach außen abgegeben wird. Eine weitere Besonderheit von Passivhäusern ist die Lüftungsanlage. Sie ist so konstruiert, dass die Wärme im Haus verbleibt, die Abluft hingegen nach außen geleitet wird. Über einen Wärmetauscher gelangt Frischluft ins Haus, die dann auf die gewünschten Raumtemperatur erwärmt wird.
2. Welche Besonderheiten hat ein Passivhaus im Vergleich zu einem „normalen“ Haus?
Ein Passivhaus benötigt so gut wie keine Energiezufuhr von außen. Der angenehme Nebeneffekt: Die monatlichen Nebenkosten sind weitaus niedriger als bei klassischer Bauweise, denn es fallen so gut wie gar keine Heizkosten an. Zudem ist der Stromverbrauch deutlich geringer. Gemäß der Definition des Passivhaus-Instituts in Darmstadt zeichnen sich diese Häuser durch folgende Eigenschaften aus:
- Sie sind weitgehend luftdicht
- Sie verbrauchen kaum Energie
- Sie benötigen kaum Energie von außen
Gemessen werden diese drei Eigenschaften anhand bauphysikalischer Kennzahlen, etwa dem Energiekennwert für Heizwärme. Dieser beträgt bei Passivhäusern höchstens 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter jährlich. Dies entspricht im Energieausweis der Angabe A+ (Energieausweis Werte). Bei unsanierten Häusern hingegen liegt der Wert teils weit über 100.
Aus der besonderen Bauweise leitet sich auch für die Bewohner einiges ab, was das Wohnen im Passivhaus vom Wohnen in Häusern mit konventioneller Bauweise unterscheidet: Anders als bei herkömmlichen Häusern ist das Lüften nicht mehr notwendig, da eine Lüftungsanlage dies automatisch regelt. Wer gern die Fenster öffnet, kann das aber weiterhin tun. Bei klassischer Bauweise und nachträglicher energetischer Sanierung ist korrektes Lüften dagegen zwingend erforderlich, um Schimmelbildung zu vermeiden. Außerdem ist die Raumtemperatur im ganzen Passivhaus mehr oder weniger konstant. Wer jedoch unterschiedliche Temperaturen wünscht – beispielsweise ein kühles Schlafzimmer und mehr Wärme im Bad – muss dies über die Lüftungsanlage steuern und gegebenenfalls die Fenster öffnen. Ähnlich wie bei Häusern mit Fußbodenheizung gibt es in Passivhäusern daher auch keine spürbaren Wärmequellen. Wer dies wünscht, kann den Einbau eines Kamins in Erwägung ziehen, der im Winter für angenehme Strahlungswärme sorgt (siehe auch Frage 6).
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Für Allergiker bietet ein Passivhaus einen interessanten Vorteil: Da zum Lüften keine Fenster geöffnet werden müssen, bleiben Staub und lästige Pollen weitestgehend draußen.
3. Was gibt es bei der Planung eines Passivhauses zu beachten?
Das Grundstück
Bauherren, die sich für ein Passivhaus interessieren, sollten schon beim Grundstückskauf darauf achten, dass das Grundstück sich für den Bau eines solchen Hauses auch eignet. Denn: Ein Passivhaus erfordert die bestmögliche Ausschöpfung der Sonneneinstrahlung. Dies ist vor allem dann gewährleistet, wenn die Dachflächen in voller Sonne liegen und nicht durch hohen Baumbestand oder mehrstöckige Nachbarhäuser verschattet werden. Optimal sind daher Grundstücke mit Südausrichtung ohne größere Bäume und Häuser in direkter Umgebung.
Der Bebauungsplan
Bei einem Passivhaus muss die Ausrichtung des Gebäudes optimal möglich sein – und der Bebauungsplan dazu passen. Wer etwa in einem Milieuschutzgebiet ein Passivhaus plant, kann allein schon deshalb Schwierigkeiten mit dem Bauvorhaben bekommen, weil die Giebelausrichtung und –neigung vorgeschrieben ist. Dies kann dazu führen, dass die optimale Südausrichtung von Dachflächen nicht realisiert werden kann. Diese ist aber erforderlich, um dort eine möglichst effiziente Solaranlage zu installieren, die etwa für die Warmwasserbereitung genutzt werden kann.
Die Fenster
So frei wie bei einem "normalen" Haus, können die Fenster bei einem Passivhaus nicht geplant werden. Zum Beispiel machen große seitliche Südfenster keinen Sinn – sie sollten idealerweise zur Straße oder nach hinten in den Garten ausgerichtet werden. Seitlich ist der Abstand zur Nachbarbebauung häufig zu gering, um die optimale Wirkung der Sonneneinstrahlung zu erzielen. Auf der Nord-, Ost- und Westseite von Passivhäusern sollten hingegen eher kleine Fensterflächen eingeplant werden. Dies gilt trotz der Dreifachverglasung, die Fenster in Passivhäusern üblicherweise aufweisen und die sich durch einen sehr geringen Wärmeverlust auszeichnen.
Die Form des Hauses
Bei der Passivbauweise muss auch bei der Gestaltung des Hauses einiges beachtet werden: So ist eine eher verwinkelte Bauweise mit stark untergliederter Fassade – etwa mit Erkern – eher ungeeignet, da mehr Wandflächen auch mehr Wärmeverlust bedeuten. Daher weisen Passivhäuser üblicherweise eine sehr kompakte Bauweise auf.
Die Lüftungsanlage
Das Kernelement des Passivhauses bildet die Lüftungsanlage. Erst sie ermöglicht es überhaupt, solche Häuser zu beheizen. Bei der Planung der Anlage sollten Bauherren darauf achten, dass diese möglichst wenig Geräusche verursacht, Gerüche und Feuchtigkeit ausreichend abtransportiert und keine unangenehme Zugluft erzeugt wird.
Die Warmwasserbereitung
Da Passivhäuser in der Regel ohne Heizung auskommen, erfolgt die Warmwasserbereitung nicht wie sonst über die Heizungsanlage, sondern idealerweise über eine Solaranlage auf dem Dach.
4. Welche Bauunternehmen bauen Passivhäuser?
Passivhäuser fristen mittlerweile kein Exotendasein mehr, immer mehr Bauunternehmen errichten Neubauten in entsprechender Bauweise. Allerdings kommt es bei Passivhäusern noch viel mehr als bei konventionellen Neubauten auf eine sehr gute Bauausführung an. Der Grund: Ein nicht fachgerecht errichtetes Passivhaus erfüllt seinen Zweck nicht mehr, wenn es beispielsweise im Winter nicht so warm wird wie geplant. Dann bliebe nur teures Nachrüsten mit einer Heizungsanlage, der angestrebte Effekt, ohne Energie von außen auszukommen, wäre dann nicht mehr gegeben. Eine Orientierungshilfe will die Deutsche Energie Agentur (dena) mit dem dena-Gütesiegel Effizienzhaus geben.
Dieses Siegel wird ausschließlich an Bauunternehmen vergeben, die von unabhängiger Seite hinsichtlich der Planung und Ausführung zertifiziert wurden. Sinnvoll ist es außerdem, Bauunternehmen nach Referenzobjekten zu fragen und diese zu besichtigen.
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Jetzt gratis anfordern!5. Was kostet ein Passivhaus? Lohnt es sich?
Passivhäuser lassen sich vielfältig gestalten, auch die Bauweise als Holzhaus ist möglich – allerdings auch teurer, da Feuchtigkeit von außen über eine zusätzliche Dampfsperre abgehalten werden muss. Im Schnitt müssen Bauherren für ein Passivhaus rund fünf bis 15 Prozent höhere Gesamtkosten einplanen, zu denen unter anderem die qualitativ hochwertigere und teurere Dämmung und die dreifach verglasten Wärmeschutzfenster beitragen.
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Auch wenn die Heiz- bzw. Nebenkosten für ein solches Haus im Schnitt mit jährlich rund 500 bis 1.000 Euro deutlich unter denen von Häusern in Standard-Bauweise liegen, müssen Bauherren in der Lage sein, die anfänglichen Mehrkosten solide zu finanzieren. Wer also eher knapp kalkulieren muss, sollte prüfen, wo sich an anderer Stelle – etwa bei der Größe des Hauses und Grundstücks sparen lässt, um das Passivhaus dennoch bauen zu können.
Lohnt sich ein Passivhaus?
Ein Passivhaus "lohnt" sich nur in den seltensten Fällen. Die gesparten Energiekosten müssen genau gegen die höheren Baukosten gerechnet werden. Wer heute ein "normales" Haus nach aktuellen Standards baut, hat ohnehin sehr geringe Energiekosten. Weiterhin sollte bei einem Passivhaus bedacht werden, dass die Mehrkosten beim Bau sich weder auf den Beleihungswert, den die Bank vergibt noch auf den Verkaufspreis bei einem späteren Hausverkauf sonderlich positiv auswirkt. Im Gegenteil: Der Interessentenkreis beim Hausverkauf wird geringer, da Passivhäuser aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften und Bauform viele potenzielle Käufer abschrecken. Aus ideellen Gründen ist es für zahlreiche Bauherren trotzdem weiterhin wichtig, in Passivbauweise zu bauen.
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Ein Teil der Baufinanzierung kann für das Passivhaus kostengünstig über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) erfolgen, die hierfür attraktive Konditionen und einen Tilgungszuschuss anbietet.
6. Worauf ist bei einem Kaminofen im Passivhaus zu achten?
Im Winter gemütlich am Kamin sitzen – diesen Wunsch hegt auch der ein oder andere Passivhaus-Besitzer. Diese müssen allerdings einige Besonderheiten beachten, wenn sie einen Kaminofen einbauen wollen. So eignen sich konventionelle Öfen nicht, da beim Einbau ein Ofenrohr durch die Außenwand installiert werden muss. Dies führt zu einer Wärmebrücke, die bei stark gedämmten Häusern Nachteile mit sich bringt. Zudem ist zum Betreiben des Kamins Sauerstoff erforderlich, der über die Lüftungsanlage nicht ausreichend zugeführt werden kann. Als Alternative zu herkömmlichen Kaminöfen bieten sich beispielsweise Ethanolöfen an. Sie kommen ohne Ofenrohr aus, da kein Rauch entsteht, der nach draußen abgeleitet werden muss.
Die Heizleistung ist zwar sehr niedrig, doch aufgrund der hohen Wärmedämmung im Passivhaus reicht diese völlig aus.
7. Passivhaus – Vor- und Nachteile im Überblick
Wer den Bau eines Passivhauses plant, sollte zunächst wissen, welche Vor- und Nachteile mit dieser Bauweise einhergehen. Das hilft, die richtige Entscheidung für das neue Eigenheim zu treffen.
Die Vorteile im kurzen Überblick
- Geringere Betriebskosten, da keine Heizkosten anfallen (ca. 500-1.000 Euro/Jahr), positiver Nebeneffekt: Umweltfreundlich
- Gleichmäßige Raumtemperatur über das Jahr hinweg
- Heizungsanlage in der Regel überflüssig
- Feuchtigkeits- und Schimmelbildung ist praktisch ausgeschlossen
- Gute Luftqualität durch Lüftungsanlage – vorteilhaft für Allergiker
Die Nachteile im kurzen Überblick
- Größere Anforderungen an Grundstück und Lage
- Kompakte Bauform erforderlich, daher geringere gestalterische Freiräume
- Die Baukosten sind um fünf bis 15 Prozent höher
- Im Winter kann die fehlende Strahlungswärme durch Heizkörper als Manko empfunden werden
- Dämmmaterialien sind nicht immer umweltfreundlich
- Betriebskostenersparnis muss genau gegen Mehrkosten beim Bau gerechnet werden
- Kein Mehrwert für Bank und Immobilienverkauf
8. Fördermöglichkeiten und Finanzierung für ein Passivhaus
Wer ein Passivhaus bauen möchte, der muss mit höheren Baukosten rechnen und somit wahrscheinlich ein höheres Immobiliendarlehen aufnehmen.
Da jedoch der Energieverbrauch bei dieser Bauweise extrem gering ist, fördert die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Häuslebauer von Passivhäusern mit dem KfW-Programm 153 Energieeffizient Bauen. Hier besteht die Förderung aus einem überaus attraktiven Sollzins, sowie aus einem Tilgungszuschuss von fünf bis 15 Prozent der Darlehenssumme. Die Darlehenshöhe darf maximal 100.000 EUR betragen. Sprich: Wer 100.000 Euro bei der KfW aufnimmt, muss im besten Fall nur 85.000 Euro zurückzahlen. Ein weiterer Pluspunkt des KfW-Förderdarlehens: Es werden erst nach 7 Monaten Bereitstellungszinsen für den noch nicht ausgezahlten Kreditbetrag berechnet. Dies ist für viele Bauherren sehr wichtig, da oftmals das Immobiliendarlehen nach und nach abgerufen wird – die Auszahlung erfolgt nach Baufortschritt. Viele Banken bitten die Darlehensnehmer schon nach drei Monaten mit einem Bereitstellungszins von üblicherweise drei Prozent pro Jahr zur Kasse.
Weitere mögliche Finanzierungsbausteine sind die Zuschuss-Programme 431 und 433 der KfW zum Thema Energieeffizient Bauen, mit denen die Baubegleitung durch einen Energieeffizienz-Experten sowie die Installation von Brennstoffzellen gefördert werden.
Hinzu kommt: Auch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) spendiert Zuschüsse für die Installation von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energie, wie etwa einer Solaranlage auf dem Dach.
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Informieren Sie sich hier über die Details zu den KfW-Darlehen. Hier haben wir weitere Informationen zu anderen Fördermitteln zusammengestellt.