Plusenergiehaus bauen – 10 wichtige FAQ für Bauherrn
Energiesparend zu bauen ist mittlerweile gang und gäbe – allerdings unterscheidet sich der energetische Standard von Haus zu Haus erheblich. Den höchsten Effizienzstandard unter den Niedrigenergiehäusern weisen dabei die so genannten Plusenergiehäuser auf: Anders als die ebenfalls äußerst energiesparend konzipierten Nullenergiehäuser, die in der Regel ohne Energiezufuhr von außen auskommen, erzeugen solche Häuser sogar Energie – etwa über eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Was zeichnet solche Energiesparhäuser noch aus, was kosten sie und welche Fördermittel gibt es? Immoverkauf24 liefert Antwort auf diese und weitere Fragen.
Inhalt dieser Seite:
- Was ist ein Plusenergiehaus?
- Wie genau funktioniert ein Plusenergiehaus? Wie funktioniert die Unabhängigkeit eines Plusenergiehauses?
- Was kostet ein Plusenergiehaus?
- Kann man mit einem Plusenergiehaus Geld verdienen?
- Was bedeutet es, dass „Plusenergiehaus“ als Marke geschützt ist?
- Plusenergiehaus bauen – Vor- und Nachteile im Überblick
- Wer baut Plusenergiehäuser?
- Gibt es das Plusenergiehaus als Fertighaus?
- Plusenergiehaus finanzieren – worauf achten?
- Plusenergiehaus finanzieren – welche Fördermittel gibt es?
1. Was ist ein Plusenergiehaus?
Ein Haus weist üblicherweise eine negative Energiebilanz auf, denn es muss in der Regel beheizt werden. Zudem wird auch für die Warmwasserbereitung Energie benötigt. Dabei gilt, dass der Energiebedarf umso geringer ausfällt, je energiesparender die Bauweise ist. Dabei weist das so genannte Nullenergiehaus eine neutrale Energiebilanz auf, da es so gebaut ist, dass üblicherweise keine Energiezufuhr erforderlich ist, um im Haus zu wohnen.
Nochmals effizienter sind Plusenergiehäuser konzipiert: Sie sind äußerst gut gedämmt und mit zusätzlichen Energiegewinnungsmodulen wie etwa einer Photovoltaikanlage auf dem Dach ausgestattet. Unterm Strich benötigen sie daher weniger Energie als sie erzeugen und weisen somit eine positive Energiebilanz auf – zumindest, wenn der Strombedarf für die Beleuchtung und Geräte im Haushalt außen vor bleibt. Für Plusenergiehäuser gibt es keine spezielle Normvorgabe.
Dass ein Plusenergiehaus ohne Zufuhr von Energie von außen auskommt, wird nicht nur durch eine hochwertige Dämmung und eine Dreifachisolierverglasung erreicht, sondern auch durch die Bauweise: So weisen Plusenergiehäuser eine kompakte Bauform auf, die aufgrund der geringeren Außenwandflächen zu einem geringeren Wärmeverlust führt. Zudem werden die Räume im Haus entsprechend des Energiebedarfs platziert: So ist es beispielsweise sinnvoll, die Schlafräume auf der Nordseite des Hauses einzuplanen, da diese weniger beheizt werden. Außerdem werden Plusenergiehäuser auf dem Grundstück so gebaut, dass die Sonneneinstrahlung optimal ausgenutzt werden kann.
Mit Zunahme der Bedeutung des Themas E-Mobilität rückt auch der Aspekt der Stromerzeugung mit eigener Photovoltaikanlage für viele Bauherren in den Fokus. So können die Batterien von E-Bikes, E-Rollern und E-Autos über die hauseigene Solaranlage aufgeladen werden. Das spart nicht nur Ressourcen, sondern ermöglicht es auch, die Fahrzeuge problemlos über Nacht wieder einsatzfähig zu machen, falls der Batteriestand niedrig ist.
immoverkauf24 Tipp:
Mittlerweile gibt es auch Plusenergiehäuser, die so konzipiert sind, dass sie nicht nur die Energieversorgung des Hauses, sondern auch das Betreiben von mehreren Elektrofahrzeugen ohne externe Energiezufuhr ermöglichen.
2. Wie genau funktioniert ein Plusenergiehaus? Wie funktioniert die Unabhängigkeit eines Plusenergiehauses?
Ein Plusenergiehaus ist so konzipiert, dass es nicht nur eine sehr hohe Wärmedämmung aufweist, sondern auch Module zur Stromerzeugung integriert wurden. Das kann beispielsweise eine Photovoltaikanlagen auf dem Dach sein, die das Haus nicht nur mit Energie für die Warmwasserbereitung und die Stromversorgung versorgt, sondern darüber hinaus Energie ins öffentliche Netz einspeist.
Über ein zentrale Steuerung wird der Strom zunächst zum Betreiben der Heizungsanlage, für die Warmwasserbereitung, die Beleuchtung und den Betrieb der elektrischen Geräte im Haus verwendet. Wird mehr Strom erzeugt als benötigt, laden sich die gegebenenfalls vorhandenen Stromspeicher im Haus auf. Erst dann, wenn diese vollständig aufgeladen sind, erfolgt die Einspeisung der überschüssigen Energie ins öffentliche Netz.
immoverkauf24 Tipp:
Es ist sinnvoll, sich für Stromspeicher zu entscheiden. Dieser stellt auch nachts und an dunklen Tagen ohne Sonnenschein die autarke Energieversorgung sicher.
Eine weitere Besonderheit: Die Belüftung des Hauses über eine Lüftungsanlage. Diese ermöglicht eine Frischluftzufuhr, ohne dass die Fenster geöffnet werden müssen. Im Winter wird so verhindert, dass Kälte ins Haus dringt. Noch effizienter wird ein Plusenergiehaus, wenn die Lüftungsanlage auch die Wärmerückgewinnung ermöglicht.
3. Was kostet ein Plusenergiehaus?
Die Kosten für ein Plusenergiehaus lassen sich pauschal schwer beziffern, da die Angebotsspanne von Häusern mit einfachem Grundriss bis hin zu aufwändig gestalteten Objekten reicht.
Diverse Fertighausanbieter haben entsprechend konzipierte Energiesparhäuser in ihr Programm aufgenommen, so dass Bauherren aus einer Vielzahl von Entwürfen wählen können. Daher sind sie nicht unbedingt auf einen individuellen – und teureren – Entwurf eines Architekten angewiesen.
Fest steht allerdings, dass ein Plusenergiehaus in der Regel um rund 15 bis 30 Prozent teurer als ein Standard-Energiesparhaus ist. Dabei gilt, dass die Kosten üblicherweise umso höher ausfallen, je höher der energetische Standard ist. Dem gegenüber steht jedoch die Ersparnis an laufenden Kosten für Heizung und Strom.
immoverkauf24 Tipp:
Ein Plusenergiehaus kann auch in mehreren Etappen errichtet werden – indem zunächst ein Passivhaus geplant wird, dass nach und nach über die Installation entsprechender Anlagen zur Energiegewinnung zum Plusenergiehaus aufgerüstet wird.
4. Kann man mit einem Plusenergiehaus Geld verdienen?
Produziert die zum Plusenergiehaus gehörende Anlage zur Energiegewinnung mehr Strom, als im Haushalt benötigt wird, verdienen die Eigentümer im Zuge der Einspeisung ins öffentliche Stromnetz Geld, da sie pro Kilowattstunde eine Einspeisevergütung erhalten. War es in den letzten Jahren aufgrund der Einspeisevergütung vorteilhaft, Strom ins öffentliche Netz einzuspeisen anstatt ihn selbst zu verbrauchen, ist es mittlerweile umgekehrt. Der Grund: Die Vergütung wurde in den letzten Jahren stark reduziert und beträgt für die im letzten Jahr installierten Anlagen je nach Inbetriebnahme um die elf Cent je Kilowattstunde. Zum Vergleich: 2004 lag die Einspeisevergütung bei 57,4 Cent je Kilowattstunde.
Im Schnitt wird die überschüssige Solarenergie, die ein Plusenergiehaus erzeugt, mit 1.500 bis 3.000 Kilowattstunden jährlich beziffert, damit ergibt sich für letztes Jahr in Betrieb genommene Anlagen, dass die Besitzer lediglich wenige Hundert Euro jährlich mit der Einspeisung verdienen. Haushalte profitieren jedoch nach wie vor davon, dass die Erzeugung der Energie preiswerter ist als der Verbrauch externer Energie.
5. Was bedeutet es, dass „Plusenergiehaus“ als Marke geschützt ist?
Der Architekt Rolf Disch hat sich die Marke „Plusenergiehaus“ schützen lassen. Er hatte 1994 in Freiburg im Breisgau ein drehbares Haus mit der Bezeichnung „Heliotrop“ errichtet, das sich im Tagesverlauf dem Lauf der Sonne folgt. Dass der Begriff als Marke geschützt ist, bedeutet allerdings nicht, dass es feste Vorgaben in Form bestimmter Eckdaten gibt, ab wann ein Haus so bezeichnet werden darf.
6. Plusenergiehaus bauen – Vor- und Nachteile im Überblick
Der Hausbau eines Plusenergiehauses muss sorgfältig durchdacht werden – und es ist auch nicht immer möglich, ein solches Bauprojekt zu realisieren. Bei der Entscheidungsfindung hilft es, sich zunächst einen Überblick über die Vor- und Nachteile zu informieren:
Vorteile Plusenergiehaus: | Nachteile Plusenergiehaus: |
Es fallen keine (nennenswerten) Heizkosten an, daher geringere monatliche Kosten | Nicht jedes Grundstück ist für ein Plusenergiehaus geeignet |
Nachhaltige Nutzung, kein Bedarf an fossiler Energie | Höhere Baukosten |
Unabhängigkeit von der Entwicklung der Energiepreise | Mehr Wartungsbedarf/höhere Wartungskosten im Haus aufgrund der zusätzlichen baulichen Anlagen (Wärmerückgewinnungsanlage/Solaranlage/Batteriespeicher etc.) |
Mit der Einspeisung von überschüssigem Strom kann Geld verdient werden, allerdings deutlich weniger als bisher (aufgrund gesunkener Einspeisevergütungen) | Aufgrund der kompakten Bauform weniger Gestaltungsmöglichkeiten als bei einem konventionell gebauten Haus |
Batterien von Elektrofahrzeugen des Haushalts können bequem auf dem Grundstück über Nacht geladen werden | Nicht jeder Bebauungsplan lässt den Bau eines Plusenergiehauses zu (Beispiel: Milieuschutzgebiet, das konventionelle Satteldächer vorschreibt) |
7. Wer baut Plusenergiehäuser?
Bauherren, die sich für ein Plusenergiehaus interessieren, können mittlerweile aus einer Auswahl von Angeboten diverser Fertighaushersteller wählen. Wer ein individuell geplantes Architektenhaus wünscht, sollte bei der Auswahl eines Architekturbüros darauf achten, dass es sich auf eine besonders energiesparende Bauweise spezialisiert hat. Bei der Auswahl einer Hausbaufirma sollte ebenfalls darauf geachtet werden, dass sie Erfahrung mit dem Bau von besonders energiesparenden Häusern vorweisen kann.
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Jetzt gratis anfordern!8. Gibt es das Plusenergiehaus als Fertighaus?
Es gibt mittlerweile diverse Fertighaus-Anbieter, die auf besonders energieeffiziente Bauweise achten und auch Plusenergiehäuser im Programm haben. Der Vorteil: Interessierte Bauherren können in Musterhausparks direkt einen Eindruck von verschiedenen Plusenergiehäusern verschaffen.
9. Plusenergiehaus finanzieren – worauf achten?
Wie jedes Hausbauprojekt sollten Bauherren bei der Immobilienfinanzierung eines Plusenergiehauses vorab sorgfältig kalkulieren und auch einen Puffer für unvorhergesehene Baukosten berücksichtigen. Auch sollten die Eigenleistungen beim Bau nicht allzu großzügig kalkuliert werden – zumal sich beim Bau eines Plusenergiehauses unter anderem aufgrund der sehr strengen Anforderungen an eine luftdichte Gebäudehülle weniger Möglichkeiten für Bauherren bietet, selbst mit anzupacken.
Die höheren Baukosten (siehe hierzu auch Punkt 3) lassen sich durch die Nutzung von Fördermitteln (siehe hierzu auch Punkt 10) zumindest teilweise auffangen.
immoverkauf24 Tipp:
Worauf Bauherren bei der Finanzierung ihres Hauses achten sollten, erfahren sie in unserer umfangreichen Rubrik Baufinanzierung mit zahlreichen Tipps und nützlichen Finanzierungsrechnern.
10. Plusenergiehaus finanzieren – welche Fördermittel gibt es?
Bauherren, die sich für ein besonders energiesparendes Haus oder sogar Plusenergiehaus entscheiden, profitieren von verschiedenen Fördermitteln, die dazu beitragen, die Mehrkosten für den Hausbau zu stemmen:
Investitionszuschuss für die Baubegleitung (KfW-Programm 431)
Die KfW übernimmt bis zu 50 Prozent der Kosten (maximal 4.000 Euro) für die Baubegleitung durch einen Experten für Energieeffizienz.
KfW-Programm 433 - Investitionszuschuss für den Einbau einer Brennstoffzelle
Je Brennstoffzelle beträgt der Zuschuss der KfW bis zu 28.200 Euro. Die Höhe richtet sich nach der Leistungsklasse der Brennstoffzelle. Die Förderung splittet sich in einen festen Betrag in Höhe von 5.700 EUR zzgl. dem leistungsklassenabhängigen Betrag.
KfW-Kredit 270 – Erneuerbare Energien – Standard
Sofern eine teilweise Einspeisung ins öffentliche Netz erfolgt, können private Bauherren über dieses Programm die Errichtung einer Anlage zur Erzeugung erneuerbarer Energien (beispielsweise eine Photovoltaikanlage) zinsgünstig finanzieren. Die Kredithöhe beträgt bis zu 100 Prozent der Investitionskosten.
Fördermittel des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) für Anlagen zum Heizen mit Erneuerbaren Energien
Das BAFA fördert die Errichtung von Anlagen zum Heizen mit Biomasse, Solarthermie sowie für den Einbau von Wärmepumpen.
Je nach Wohnort: Regionale Förderprogramme
In vielen Regionen können Bauherren von Plusenergiehäusern weitere Förderprogramme nutzen. So erhalten sie beispielsweise in Hamburg über das Programm „Erneuerbare Wärme, Modul Solarthermie und Heizungsmodernisierung (Zuschuss)“ einen Zuschuss in Höhe von 150 Euro je Quadratmeter Bruttokollektorfläche bei Anlagen mit kombinierter Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung, ohne Warmwasserbereitung beträgt der Zuschuss 75 Euro je Quadratmeter.
immoverkauf24 Tipp:
Auskunft über regionale Förderprogramme bietet unter anderem die Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.