Anschlussfinanzierung für Immobiliendarlehen während der Corona-Pandemie?
Für viele Eigenheimbesitzer steht jetzt eine Anschlussfinanzierung an. Doch wie wirkt sich die Corona-Krise auf die Finanzierungsmöglichkeiten aus? Sollten Kreditnehmer eine Umschuldung jetzt trotz drohendem Arbeitsplatzverlust oder Kurzarbeit angehen?
Experten sind sich überwiegend einig: Trotz Covid-19 frühzeitig um Anschlussfinanzierung kümmern
Für viele Immobilieneigenümter läuft die Zinsbindungsfrist in ein paar Monaten oder sogar Wochen ab. Wer das Immobiliendarlehen bis dahin nicht vollständig zurückgezahlt hat, muss über eine Umfinanzierung nachdenken. Die finanzierenden Banken versenden spätestens drei Monate vor Ablauf der Zinsbindung sogenannte Prolongationsangebote an ihre Kunden.
Prolongationsangebote der Hausbank annehmen oder nicht?
Oft sind diese Angebote nicht wirklich zinsgünstig. Die Banken spekulieren hier auf die Bequemlichkeit Ihrer Kunden, denn eine Umschuldung per Prolongation ist für den Kunden sehr einfach zu handhaben: Der Kreditnehmer muss lediglich das Angebot unterzeichnen und an die Bank zurückschicken. Alle weiteren Konditionen des Darlehensvertrags bleiben bestehen. Auch um die grundbuchliche Absicherung des Kredits müssen sich Darlehensnehmer nicht kümmern, es entstehen keine weiteren Kosten für sie. Dies sind die Vorteile einer Prolongation.
Häufig ein großer Nachteil: die Höhe der Zinsen des Angebots. Daher sollten Bankkunden – auch jetzt – ein Prolongationsangebot immer mit Finanzierungsangeboten anderer Banken vergleichen. Finanzierungsrechner helfen bei der Berechnung und Gegenüberstellung der Kosten.
Anschlussfinanzierung bei Kurzarbeit
Anders kann es aussehen, wenn Kreditnehmer sich aufgrund der Corona-Krise in Kurzarbeit befinden oder selbstständig tätig sind. In solchen Fällen ist die Auswahl an Kreditangeboten sehr beschränkt. Viele Kreditinstitute haben Ihre Kreditvergaberichtlinien zurzeit verschärft und finanzieren keine Selbständigen, Freiberufler oder Kurzarbeiter. Andere Banken rechnen auf die aktuellen Finanzierungszinsen einen Risikoaufschlag hinzu. Für soche Immobilieneigentümer kann es sich lohnen, das Angebot der Hausbank anzunehmen – vielleicht sogar mit einer etwas kürzeren Zinsbindungsfrist. Dies sollten sie jedoch mit einem unabhängigen Finanzierungsberater besprechen - gute Finanzierungsexperten beraten hier in einer Live-Video-Beratung oder telefonisch unverbindlich und kostenlos.
Darlehenszinsen weiterhin niedrig, Experten erwarten höchstens moderaten Anstieg
Die Zinsbindung des aktuellen Baukredits läuft noch für einige Monate oder Jahre? Dennoch ist es für Kreditnehmer auch jetzt schon sinnvoll, sich Gedanken um eine frühzeitige Umfinanzierung zu machen. Läuft die Zinsbindung noch 12-60 Monate, dann können Verbraucher jetzt gute Sollzinsen für später mit einem Forward-Darlehen "reservieren". Ein Großteil der Finanzierungsspezialisten gehen von einem leichten Anstieg der Darlehenszinsen für Immobilienkredite aus. Darlehensnehmer, deren Sollzinsbindung in den kommenden 12 Monaten endet, sollten sich ebenfalls schon jetzt Vergleichsangebote verschiedener Banken einholen und mit unabhängigen Finanzierungsvermittlern sprechen. Die Bearbeitungszeiten für eine Kreditentscheidung haben sich bei den Banken aufgrund der Arbeitsumstellungen und veränderten Bedingungen für die Kreditvergabe verlängert.
Vorteil der frühzeitigen Anschlussfinanzierung: Monatliche Entlastung durch niedrigere Kreditraten
Da die Kreditzinsen in den letzten Jahren relativ deutlich gesunken sind (2011 lag der Sollzins bei etwa 4 Prozent für 10 Jahre Zinsbindungsfrist) kann eine Umschuldung gerade jetzt eine große Entlastung bei den monatlichen Fixkosten darstellen.
Beispiel: Die Kreditnehmer haben im Jahr 2010 ein Immobiliendarlehen über 200.000 EUR mit einem Sollzins in Höhe von 4 Prozent und einer Tilgungsrate von 2 Prozent abgeschlossen. Die monatliche Rate beträgt 1.000 EUR. Durch die Umfinanzierung können sie nun mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die Restschuld des Beispieldarlehens liegt nach 10 Jahren bei etwa 150.000 EUR und der anbebotene Sollzins bei 1,45 Prozent für eine Zinsbindung von 20 Jahren (Stand April 2020).
Ergebnis: Trotz einer Erhöhung der monatlichen Tilgung und somit einer schnelleren Rückzahlung des Kredits ist eine monatliche Entlastung bei der Ratenzahlung in Höhe von über 300 Euro möglich.
Fazit: Eine Umfinanzierung kann sich lohnen
Kreditnehmer haben drei Möglichkeiten zur Umfinanzierung der Immobilienfinanzierung:
- Annahme des Prolongationsangebots der finanzierenden Bank,
- Umschuldung des Darlehens bei einem neuen Bankpartner mit Verbesserungen der Konditionen im Darlehensvertrag oder
- Reservierung der aktuellen niedrigen Darlehenszinsen durch ein Forward-Darlehen.
Wichtig ist auch in Zeiten der Einschränkungen durch Covid-19 immer ein Vergleich von verschiedenen Finanzierungsangeboten - am besten durch einen unabhängigen Finanzierungsberater.