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Der Brexit und seine Folgen: Quo vadis, deutscher Immobilienmarkt?

Ausland 01.07.2016 Alexander Matzkewitz
Brexit Immobilienbranche

Mit der Entscheidung Großbritanniens, die Europäische Union zu verlassen, ergeben sich ebenfalls Konsequenzen für den Immobilienmarkt in Deutschland. Da der weitere Verlauf dieser neuen Periode für den Wirtschaftssektor bisher unsicher ist, sieht sich die Immobilienbranche derzeit mit unkalkulierbaren Herausforderungen konfrontiert. Steigt nun die Nachfrage nach Immobilien? Und was bedeutet dies für den ohnehin schon vielerorts überlasteten Wohnungsmarkt? Die Meinungen hierzu gehen in der Bundesrepublik wie so oft auseinander. Besonders im Fokus der derzeitigen Debatte stehen: Der Standort der Europäischen Zentralbank Frankfurt und die Bundeshauptstadt Berlin.

Deutschland als attraktives Ziel möglicher Investoren

Für Dr. Frank Pörschke, CEO JLL Germany, bedeuten die aktuellen Unsicherheiten nicht unbedingt eine Spirale nach unten. Er betont die möglichen Chancen Deutschlands als wirtschaftlich stärkste Nation in Europa. Großbritannien würde mit der Wiedereinführung von Zöllen und einer geschwächten Währung ein unattraktiveres Ziel für Investoren bilden. Als Folge des Brexits könnte ,,Frankfurt als kontinentaleuropäisches Finanzzentrum und Standort der Europäischen Zentralbank stärker als bisher in den Fokus rücken“. Doch diese Prognose ist ein zweischneidiges Schwert: Die finanziellen Entwicklungen dürften die Investmentbranche zwar erfreuen, könnten die Lage auf dem angespannten Frankfurter Wohnungsmarkt jedoch zuspitzen. Neue Standorte zusätzlicher Unternehmen bedeuten stets Zuzug. Dies würde die ohnehin schon hohen Immobilienpreise weiter in die Höhe treiben.

Folgen für den deutschen Wohnungsmarkt: Berlin profitiert möglicherweise

In Berlin sieht man dem Brexit derzeit eher positiv entgegen. Alexander Harnisch, Geschäftsführer des Berliner Projektentwicklers Diamona & Harnisch, erwartet Investitionen insbesondere im Bereich der hochwertigeren Eigentumswohnungen (ab 4.000 Euro / Quadratmeter). Hier werden bereits Parallelen zu Paris gezogen, nämlich im Bereich des Immobilieninvestmentmarktes. Ähnlich wie beispielsweise auch London könnte sich die Bundeshauptstadt ,,zukünftig weit oben im Europäischen Investmentmarkt etablieren“, so Harnisch. Die Nachfrage nach Wohnraum wird auch hier stabil bleiben und möglicherweise eher ansteigen. Es gäbe keinen Grund für britische Investoren, die bereits einen Standpunkt in Berlin haben, ihr Kapital aus der deutschen Hauptstadt abzuziehen. Negative Konsequenzen würden nur für Großbritannien selbst erwartet. Ein möglicher Knackpunkt wäre jedoch der, eines allgemeinen Nachahmungseffektes: Sollten nun weitere Länder aus der EU austreten wollen, könnte dies auch Risiken für den deutschen Wohnimmobilienmarkt mit sich bringen. Diese seien jedoch aufgrund der unklaren Situation schwer kalkulierbar.

Eingriffe der Politik: Wie reagiert die Bundesregierung?

Seitens der deutschen Politik gibt man sich vorerst routiniert. Laut Finanzminister Schäuble sei die gesamte Eurozone auf alle Szenarien vorbereitet. Eine übereilte Reaktion stelle keine nachhaltige Lösung dar. Die Finanzmärkte sollten sich nach der Meinung des Ministeriums in absehbarer Zeit beruhigen. Eines ist jedoch klar: Deutsche Unternehmen können sich mit dem Brexit auf zusätzliche Handelsbarrieren mit britischen Geschäftspartnern einstellen. Laut der Bundeskanzlerin Merkel werde Großbritannien zukünftig als Drittstaat behandelt.

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