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  4. Entwicklung Immobilienpreise während Corona-Krise

Immobilienpreise von Corona-Krise bisher unbeeindruckt – bis auf einige Ausnahmen

Immobilienmarkt 26.05.2020 Charlotte Salow
Wirkung der Corona-Krise auf Immobilienpreise

Die Beschränkungen des sozialen und wirtschaftlichen Lebens infolge der Corona-Krise dauern nun gut zwei Monate an – und man könnte annehmen, dass sich dies inzwischen auf die Immobilienpreise niedergeschlagen habe. Tausende Arbeitnehmer sind in Kurzarbeit und viele Selbstständige in ihrer Existenz bedroht. Darunter auch viele Immobilienkäufer und Kaufinteressenten, so dass sich ihre wirtschaftlich unsichere Lage auch auf die Nachfrage ausgewirkt haben müsste. Schließlich ist die Nachfrage ein wesentlicher Preistreiber, der die letzten Jahre die Immobilienpreise kontinuierlich und scheinbar unaufhaltsam steigen ließ. Inwieweit wirkt sich die durch die Covid-19-Pandemie ausgelöste Rezession also spürbar auf die Häuser- und Wohnungspreise aus?

Aufschluss gibt der Europace Hauspreis-Index EPX. Dieser basiert auf Transaktionsdaten privater Immobilienfinanzierungen und wird monatlich erhoben. Entwickelt wurde er vom Fin-Tech-Unternehmen Europace und dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR). In dem Index sind Einzelindizes für Bestands- und Neubauhäuser sowie Eigentumswohnungen zusammengeführt.

Die Preise für Wohnungen und Häuser zeigen auch im April keine „Corona-Delle“

Die Zahlen des Index für April zeigen jedoch, dass die Immobilienpreise bisher kaum beeinträchtigt sind und weiter steigen. Zwar fiel der Preisanstieg im Vergleich zum Vormonat etwas geringer aus. Dennoch stiegen die Preise für Wohnimmobilien im April insgesamt um 0,7 Prozent auf 176,07 Punkte (Jahr 2005 = 100 Punkte) seit März. Aufgesplittet auf die Segmente zeigt sich, dass

  • neu erbaute Ein- und Zweifamilienhäuser im April 2020 um 0,89 Prozent teurer waren als im März,
  • bestehende Ein- und Zweifamilienhäuser verteuerten sich um 0,74 Prozent im Vergleich zum Vormonat.
  • Die Preise für Eigentumswohnungen zogen im April etwas weniger stark an, nämlich um 0,47 Prozent im Vergleich zum März.

Trotz beginnender Rezession ist die Nachfrage nach Immobilien groß

Eine Trendwende bei der Baufinanzierung und bei den tatsächlich bezahlten Verkaufspreisen zeigt sich also noch nicht. Auch ist kein wesentlicher Rückgang der Nachfrage nach Eigenheimen zu verzeichnen. Zwar werden einige Kaufinteressenten ihre Suche wahrscheinlich vertagen, jedoch übersteigt die Nachfrage bisher immer noch das Angebot. Ein Rückgang der Preise für Wohnimmobilien dürfte erst dann zu erwarten sein, wenn sich dies ändert.

Allerdings reagiert der Immobilienmarkt träger als andere Teilmärkte auf wirtschaftliche Veränderungen. So wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen, welche Folgen die Rezession tatsächlich für die Immobilienpreise hat. Die Mietpreise werden sich nach einer Einschätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) nicht wesentlich verändern, da Vermieter eher Leestände in Kauf nehmen, als die Mieten zu senken. So jedenfalls war es in der Vergangenheit zu beobachten.(siehe auch: Wie die Corona-Krise den Mietmarkt beeinflusst)

Luxus-Immobilien günstiger als in der Vor-Corona-Zeit

Lediglich im Segment der Luxusimmobilien zeigen sich Corona-bedingte Veränderungen: So sind die Preise solcher Objekte in jüngeren Inseraten derzeit günstiger als in älteren – das ergab eine Auswertung der Value AG für die Wirtschaftswoche. Zudem sind besonders viele hochpreisige Wohnimmobilien zurzeit nicht auf dem Markt präsent. Ein Indiz dafür, dass deren Anbieter zunächst abwarten wollen, wie der Markt sich entwickelt.

Auch die Preise für Gewerbeimmobilien zeigen sich noch nicht durch die Covid-19-Pandemie beeindruckt. Die Entwicklung der Vor-Corona-Zeit setzte sich vielmehr nach einer Analyse der Deutschen Pfandbriefbanken fort: Insgesamt stiegen die Preise für Gewerbeimmobilien im 1. Quartal 2020 um 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahrszeitraum. Jedoch erhöhten sich die Preise für Büroimmobilien deutlich um 8,4 Prozent, während die Preise für Einzelhandelsimmobilien um 1,1 Prozent im Vergleich zum 1. Quartal 2019 sanken.

Die Preise für Büroimmobilien steigen weiter, Einzelhandelsimmobilien schwächeln

Die Anfang 2020 noch gute Vermietungssituation auf dem Büromarkt und das weiterhin niedrige Zinsniveau führten zu einem anhaltend hohen Interesse bei Investoren, was die Preise weiter in die Höhe trieb. Bei den Einzelhandelsimmobilien führen Experten den Preisrückgang auf die schon länger währende Verschiebung hin zum Online-Handel und nicht auf die Corona-Krise zurück.

Für alle Segmente des Immobilienmarktes gilt jedoch: Die Lage kann sich in den kommenden Monaten noch deutlich verändern, je nachdem, wie die Pandemie verläuft und, sollte die Entwicklung weiter positiv sein, wie schnell die Konjunktur wieder an Fahrt gewinnt. Tobias Just fest, Professor für Immobilienwirtschaft an der Universität Regensburg, schätzt die Preise von Wohnimmobilien laut welt.de grundsätzlich als relativ stabil ein, denn: „Wohnen muss man immer“. Büros und Läden können hingegen schließen, hier würden sich eher Pandemie-Auswirkungen zeigen. Weil jedoch Gewerbeimmobilien in Deutschland voraussichtlich weit weniger von einem Preisrückgang betroffen sein werden als solche in Südeuropa, Großbritannien und den USA, werden Investoren nach seiner Einschätzung verstärkt auf dem deutschen Immobilienmärkte investieren. Und das wiederum stabilisiert die Preise oder lässt sie sogar weiter steigen.

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