EU-Kommission will Eigentümer zur Sanierung verpflichten
Die Europäische Kommission hat sich ein großes Ziel gesetzt: Bis 2050 sollen sämtliche Gebäude innerhalb der EU klimaneutral sein, also keine Treibhausgase mehr ausstoßen. Festgelegt ist das im sogenannten „Fit for 55“-Paket, das bereits im Sommer vorgestellt wurde. Mit der Präsentation der Gebäuderichtlinie hat die Kommission jetzt erklärt, wie genau die Umsetzung gelingen soll.
Im Fokus stehen dabei zunächst die Gebäude der schlechtesten Energieeffizienz-Kategorie G – das sind mehr als 15 Prozent der rund 220 Millionen Wohnungen in der gesamten EU. Bis 2030 sollen sie so saniert werden, dass sie mindestens zur Kategorie F gehören. Für öffentliche und nicht bewohnte Gebäude gilt sogar nur eine Frist bis 2027. Hintergrund ist, dass der Gebäudesektor laut EU-Kommission für etwa 40 Prozent des Energieverbrauchs und rund ein Drittel der CO2-Emissionen in der EU verantwortlich ist. Mit der neuen Richtlinie soll dies geändert werden.
Das sind die Reaktionen aus der Immobilienwirtschaft:
Alleine in Deutschland wären circa drei Millionen Gebäude von der Sanierungspflicht betroffen, erklärt der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW und hält mit seiner Kritik an dem Vorhaben nicht hinterm Berg. Angesichts des aktuellen Materialmangels und der knappen Handwerkerkapazitäten ist es seiner Meinung nach „realitätsfern“, eine Sofort-Verdopplung der Sanierungsrate zu fordern. GdW-Präsident Axel Gedaschko kritisiert zudem, dass es primär um Einzelgebäude geht: „Der Blick fürs Ganze fehlt. Um für den Klimaschutz schnell und bezahlbar echte Erfolge zu erzielen, muss das ganze Wohnquartier und nicht nur das einzelne Gebäude in die Maßnahmen mit einbezogen werden können.“ Zudem fordert Gedaschko einen Rechtsanspruch auf Förderung.
Der Zentrale Immobilien Ausschuss ZIA sieht die Pläne ähnlich skeptisch und mahnt insbesondere eine stärkere Abschätzung der Auswirkungen an: „Solche Vorgaben dürfen nicht zu ungewollten Verkaufs- oder Vermietungsverboten führen“, so Maria Hill, Vorsitzende des ZIA-Ausschusses Energie und Gebäudetechnik. Was sie darüber hinaus anregt: Nicht bewohnte Gebäude wie Hotels, Krankenhäuser oder Einzelhandelsflächen differenzierter zu bewerten, denn sie haben unterschiedliche Energieprofile.
Traum von den eigenen vier Wänden ist ausgeträumt
Der Eigentümerverband Haus & Grund kann der Gebäuderichtlinie ebenfalls wenig Positives abgewinnen: „Für viele Gebäude der Energieklassen F und G wird eine Sanierung keine Option sein“, sagt Haus & Grund-Präsident Kai Warnecke. „Für viele private Eigentümer beendet die EU damit den Traum von den eigenen vier Wänden.“