Wohnraumbedarf steigt bis 2020 deutschlandweit auf Rekordstand
Laut einer aktuellen Studie der Universität Freiburg müssen aufgrund des Wohnraumbedarfs jährlich und deutschlandweit 494.000 neue Wohnungen bis 2020 entstehen. Dies entspricht 1,2 Prozent des Gesamtbestandes der Bundesrepublik. Die veröffentlichten Zahlen sorgen innerhalb der Immobilienbranche und seitens der Politik für eine unerwartete Brisanz: Die Pläne der Bundesregierung zur Erweiterung des Wohnraums gingen bisher von 350.000 jährlich neubenötigten Wohnungen aus. ,,Die Studie zeigt jedoch, dass auch über das Jahr 2020 hinaus die Bevölkerungszahl wächst und dementsprechend mehr Wohnraumbedarf entstehen wird“, so Bernd Raffelhüschen, der die Ergebnisse erarbeitet hat. An der Universität sehen die Wissenschaftler die rapiden Anstiege der Flüchtlingszahlen als Ursache der aktuellen Wohnungsnot an.
Steigende Flüchtlingszahlen als beständiger Faktor für Wohnraumbedarf?
,,Im vergangenen Jahr sind über eine Millionen Flüchtlinge nach Deutschland gekommen“, meint Jürgen Schick, der als Präsident des IVDs die Studie in Auftrag gegeben hat. Der Wohnflächenbedarf ist somit weitaus größer als bisher angenommen. Mit der neuen Prognose wolle man auf die Dramatik der Situation aufmerksam machen. Die bisherigen Steuer- und Fördermaßnahmen der Bundesregierung seien nicht ausreichend, um Deutschland langfristig mit genug Wohnraum zu versorgen. Auswirkungen auf die Immobilienpreise seien unausweichlich. Einzig und allein der Wohnungsneubau sei eine geeignete Reaktion um erfolgreich entgegen zu wirken. Die Ergebnisse der Studie offenbaren bei genauerer Betrachtung jedoch ein weiteres Problem: 422.000 Wohnungen, die benötigt werden, liegen in Westdeutschen Gebieten. Nur 72.000 im Osten. ,,Vor allem muss die Verteilung der Flüchtlinge über das Land geregelt werden“, fordert Schick und kritisiert den von der Bundesregierung erarbeiteten Königsteiner Schlüssel, welcher die Flüchtlingsverteilung regulieren soll. Schick fordert politische Eingriffe nicht nur innerhalb des sozialen Wohnungsbaus, sondern für den gesamten Wohnungsmarkt. Denn bei aller Unruhe, die durch den Füchtlingszuzug innerhalb der Immobilienbranche entsteht: Dass sich die Zahlen langfristig zurückentwickeln werden, ist eine unumstößliche Tatsache. Zudem sind die Auswirkungen der Einwanderung laut der wissenschaftlichen Prognosen temporär begrenzt.
Denn: Wohnungsbedarf auch ohne Flüchtlinge auf konstant hohen Niveau
Der IVD Präsident betont, dass ,,der Wohnungsbedarf laut Studienherausgebern auch ohne Flüchtlingszahlen bis zum Jahr 2060 nicht auf das Niveau von 2016 sinken wird“. Der deutschlandweite Basisbedarf wird somit nicht kleiner. Erklären lässt sich dies durch die demografische Struktur der Flüchtlingsgruppe. Die Forscher haben herausgefunden: Durchschnittlich kriegen Flüchtlingsfamilien 1,4 Kinder pro Frau. Ihre Anzahl innerhalb der Bevölkerung wird sich somit zunehmende verringern. Gebremst wird durch die Zuwanderung lediglich die Alterung der Gesellschaft: Und auch das nur auf kurzfristige Dauer. Die Bevölkerung des Landes wird ab 2037 wieder altern. Laut Sozialforscher Raffelhüschen reproduziert sich die Bevölkerungsgruppe der Flüchtlinge nicht und ist vergleichbar mit der der sogenannten Babyboomer. Somit haben die Studienergebnisse eine beruhigende Pointe: Die Gefahr einer dauerfristigen Wohnungsnot ist durch Flüchtlinge stand heute und demografisch betrachtet nicht gegeben. Konkrete Lösungsvorschläge seitens der Politik als sinnvolle Reaktion auf die sich anbahnende Wohnungsnot werden dennoch von Nöten sein.