Entwicklung der Bauzinsen - Steht eine Zinswende kurz bevor?
Viele Sparer, aber auch Immobilienverkäufer und potenzielle -käufer fragen sich, ob die von vielen Finanzexpert:innen prognostizierte Zinswende tatsächlich kurz bevorsteht oder ob es einen Zinsdämpfer geben wird. Die aktuellen politischen Ereignisse spielen hier eine große Rolle. Und eine kurzfristige Zinswende - d.h. ein starker Anstieg der Zinsen am Markt - hat eine nicht unerhebliche Auswirkung auf viele Entscheidungen im Immobilienbereich.
Kreditzinsen im letzten Monat stärker gestiegen, als in den Monaten zuvor
Trotz Gegenwind und steigender Inflationsrate hat die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihrer letzten Sitzung Anfang Februar den Leitzins nicht erhöht. Der Druck auf eine Änderung der Zinspolitik seitens der EZB wuchs; die Darlehenszinsen für Immobilienkredite sind Anfang des Jahres bereits gestiegen. Bei Immobilienkrediten mit Zinsbindungsfristen von 10 Jahren stiegen die Sollzinsen beispielsweise von 0,89 Prozent auf 1,39 Prozent Ende Februar.
Eine Zinswende manifestiert sich - jedoch langsamer, als erwartet
Eine Hauptaufgabe der EZB ist es, die Preise in den Ländern, die den Euro als Währung verwenden, stabil und somit die Inflationsrate möglichst niedrig zu halten. Eine Inflationsrate bei 2% ist das angestrebte Ziel; in 2021 lag diese jedoch bei 3,1% in Deutschland. Die Erhöhung des Leitzinses ist ein zentrales Mittel, um die Inflationsrate wieder zu senken. Finanzierungsexpert:innen sind Ende 2021 daher davon ausgegangen, dass der Leitzins kurzfristig angehoben wird. Somit würden auch die Zinsen für Darlehen steigen. Aufgrund der aktuellen politischen Lage jedoch langsamer, als noch vor dem Angriff Putins auf die Ukraine gedacht. Miriam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft der Interhyp AG meint: "Die geldpolitischen Handlungsmöglichkeiten der EZB werden durch den Krieg beeinflusst. Wir erwarten angesichts der neuen Lage keine allzu einschneidenden Maßnahmen der EZB bei ihrer März-Sitzung." Auch der Wirtschaftsprofessor Volker Wieland spricht sich für eine langsame Wende in der Geldpolitik aus: "Dann kann die EZB nachsteuern, wenn sie mehr Informationen über die aktuelle Entwicklung im Ukraine-Krieg hat."
Was bedeutet dies für Immobilienkäufer?
Schon im vergangenen Monat stiegen die Zinsen für Baufinanzierungen um etwa 0,5 Prozent auf nun im Schnitt 1,39 Prozent (bei Zinsbindungen von 10 Jahren, Stand 28.02.2022). Dies sind noch immer historisch niedrige Sollzinsen, jedoch müssen Immobilienkäufer aufgrund der oftmals sehr hohen Kaufpreise für Häuser und Wohnungen schon bei kleinen Zinserhöhungen anfangen zu rechnen.
Beispiel: Bei einem Kaufpreis von 800.000 Euro für ein Einfamilienhaus in Hamburg müssen die Darlehensnehmer nun über 300 Euro mehr an monatlicher Zinslast tragen, als noch Anfang Januar 2022 (Annahme: Kaufpreis entspricht der Darlehenssumme).
Fazit: Auch wenn die Kreditzinsen moderater und langsamer steigen, als noch vor einigen Wochen prognostiziert, erhöhen sich die Zinskosten aufgrund der hohen Darlehenssummen merklich. Wer jetzt eine Immobilie kaufen möchte, sollte dieses Vorhaben umsetzen und sich Finanzierungsangebote von verschiedenen Banken einholen und die Sollzinsen miteinander vergleichen.
Was bedeutet die Zinsentwicklung für Immobilienverkäufer?
Die hohe Inflationsrate, schwankende Konjunkturerwartungen aufgrund der Corona-Pandemie und natürlich die politische Situation: All diese Unsicherheiten lassen Immobilieninteressenten schon jetzt zögerlich werden. Wer also mit dem Gedanken spielt, seine Immobilie zu verkaufen, sollte diese Entscheidung nicht weiter hinauszögern. Denn steigen die Zinsen auch nur leicht an, können sich immer weniger Menschen ein Eigenheim leisten. Die Nachfrage nach Immobilien wird sinken und somit auch die Immobilienpreise.
Was bedeutet die Zinsentwicklung für Immobilienfinanzierer?
Auch wenn die Darlehenszinsen zurzeit nur leicht steigen – mitunter sogar kurzfristig leicht gesunken sind – sollten sich Immobilienbesitzer mit einem Immobiliendarlehen rechtzeitig Gedanken um eine Anschlussfinanzierung machen. Denn eines ist sicher: Kreditzinsen auf dem aktuell niedrigen Niveau wird es nicht mehr geben. Mit einem Forwarddarlehen können die heutigen Zinsen bereits jetzt für eine spätere Umfinanzierung "reserviert" werden, und dies sogar mehrere Jahre vorab. Auch hier lohnt sich in jedem Fall das Gespräch mit einem unabhängigen Finanzierungsberater und ein Vergleich von mehreren Finanzierungsangeboten.
Tipp von immoverkauf24: Holen Sie sich auch Finanzierungsvorschläge mit möglichst langen Zinsbindungsfristen ein. Viele Kreditinstitute bieten Zinsbindungen bis zu 25 Jahren oder sogar bis zur vollständigen Rückzahlung des Darlehens an.