Ausblick Immobilienpreise 2012
Viele Bausparkassen rechnen in 2012 mit weiter steigenden Immobilienpreisen. Sie glauben an eine Fortsetzung der Preiszuwächse der letzten 3 Jahre. Allein 2011 zogen die Preise für Bestandsimmobilien laut LBS für gebrauchte Eigenheime um durchschnittlich 3% an. Für Eigentumswohnungen betrug der Anstieg 5%. Trotz allem seien die Preise noch sehr günstig und das “Gerede über eine Preisblase völlig unbegründet” laut LBS-Verbandschef Hartwig Hamm.
Mit dieser Meinung steht der LBS-Verbandschef nicht alleine da. So würden Verbraucher in der Schuldenkrise zunehmend sichere Anlageformen suchen und daher auch in 2012 auf Immobilien setzen. So jubelt Andreas Zehnder, Vorsitzender des Verbandes der privaten Bausparkassen: “Was früher als langweilig belächelt wurde, hat einen neuen Charme erhalten.” Und auch Baugeldvermittler wie Enderlein singen die gleiche Melodie: “Die Unsicherheit an den Märkten wird dafür sorgen, dass Privatpersonen und Investoren gleichermaßen in Sachwerte investieren”. Steigende Immobilienpreise seien für 2012 vorprogrammiert.
Allerdings sollte die ausgelassene Stimmung auch Anlass zur Vorsicht geben. An der Börse gilt eine zu euphorische Grundhaltung zu Recht als “Kontraindikator”. Und unbestreitbar gibt es auch Risiken für die weitere Entwicklung der Immobilienpreise. So ist nicht ausgeschlossen, dass die langfristigen Zinsen in 2012 steigen werden und sich damit die Finanzierungsmöglichkeiten für Käufer verschlechtern. Selbst wenn die Zentralbank den Leitzins niedrig hält, könnte es in 2012 zu einer Angleichung der europäischen Anleihemärkte kommen. In diesem Zuge würden die Renditen deutscher Staatsanleihen steigen und damit auch die Zinssätze für langfristige Immobiliendarlehen.
Neben Zinserhöhungen könnten die Immobilienmärkte durch eine konjunkturelle Abschwächung belastet werden. Alle Staaten in Europa stehen unter einem sehr hohen Druck zur Konsolidierung Ihrer Haushalte. Dr. Niels Jacobsen, immoverkauf24: “Wir gehen davon aus, dass über kurz oder lang die Sparanstrengungen in Europa die Konjunktur dämpfen werden und davon auch Immobilien als Anlageklasse betroffen sein könnten.”
Wie auch immer sich der Gesamtmarkt in 2012 entwickeln wird, lohnt sich in jedem Fall eine differenzierte Analyse der Teilmärkte, da die lokalen Trends den Gesamtentwicklungen zuwiderlaufen können. So sind schon im letzten Jahr nicht überall die Immobilienpreise gestiegen. Zwar gab es in den jetzt schon teuren Wachstumsregionen und Metropolen wie Hamburg, Berlin, München, Köln oder Frankfurt ansteigende Preise, aber in den schrumpfenden Regionen sind die Preise stagniert bzw. gefallen. Zu nennen sind hier insbesondere große Teile Ostdeutschlands, das Ruhrgebiet, Teil Nord- und Ostbayerns sowie Niedersachsens.
Auch künftig wird es in den Gebieten zu Preissteigerungen kommen, wo die Neubautätigkeit nicht ausreicht, um eine wachsende Nachfrage zu befriedigen. Zwar hat die Anzahl der Neubauten in 2010 und 2011 angezogen, so dass der Abwärtstrend in der Neubautätigkeit seit den 90er Jahren gestoppt werden konnte, allerdings reichen die Zuwächse in vielen Großstädten noch nicht aus. Beispiel: In Hamburg sollen jedes Jahr 6.000 neue Wohnungen entstehen, aber beim aktuellen Zuzugsverhalten ist das noch zu wenig, um die Nachfrage zu befriedigen.
Langfristig wird die Nachfrage nach Wohnraum gemäß der Prognose des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) nur noch leicht ansteigen. So prognostiziert das Institut in seinem jüngsten Bericht einen Anstieg der Nachfrage um 6% bis 2025. Der Anstieg sei „auf eine wachsende Zahl an potenziellen Eigentümerhaushalten zurückzuführen und wird vor allem den Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern nach sich ziehen.“